Einkaufen bei Rossmann

Bei Rossmann war mal wieder Angebotswoche. Wie jede zweite Woche. Aber wegen der regionalen Verbundenheit, ich wohne praktisch nur einen Steinwurf vom Hauptsitz der Drogeriekette entfernt, kaufe ich dort gerne ein.
Wie auch immer, ich wollte mir eigentlich nur Taschentücher holen, denn die Pollen fliegen schon wieder und dann habe ich einen ziemlich hohen Taschentuchverschleiß. Kurz hinter dem Eingang habe ich dann aber auch noch ganz tolle Grillrostreiniger entdeckt. Diese kleinen Dreiecke aus Messingbürste, grobem Schwamm und Griff sind echt klasse und sooooo günstig.
Damit begann das Elend dann auch schon.
Um die Saison abzudecken brauchte ich mindestens drei Stück. Es sind aber auch nur noch vier Stück da, ich beschließe spontan, den Restbestand aufzukaufen. Die Bürsten und die Taschentücher kann ich aber nicht tragen, also zurück zum Eingang und ein Einkaufskörbchen geholt. Es ist noch kühl draußen, daher habe ich natürlich noch meine dicke Winterjacke an. Ich beginne, diesen Umstand bereits zu bereuen. Neben den Grillreinigern und Taschentüchern landet also auch noch ein Deo und Rasierwasser im Körbchen.
Eigentlich wollte ich mir in der Kaffeeabteilung noch in Ruhe die verschiedenen Sorten ansehen, denn die Kapseln sind auch gerade im Angebot. Mir ist aber so warm, dass ich nur zwei von den altbekannten Geschmacksrichtungen in den Korb werfe, die ich immer nehme.
An der Kasse habe ich natürlich erst mal schön in der Schlange gestanden und gestanden und gestanden. Unter meiner Jacke hätte man Vor mir eine wohlbeleibte Mutter mit zwei Kleinkindern und einem voll belegten Kinderwagen. Voll belegt im doppelten Sinne, denn ein eindeutiger Geruch ließ vermuten, dass die, auf dem Kassenband liegenden Angebotswindeln, mit Sicherheit nicht lange in der Verpackung bleiben würden. Hinter mir, zwei ältere Damen in Pelzmänteln die lautstark über die „wunderbar kräftigen Farben“ des Nagellacks debattierten und dabei diesen unerträglichen süßlichen – pudrigen Parfümgeruch verströmten, den ich so sehr hasse. Unter meiner Jacke könnte man wahrscheinlich Brötchen Backen.
In dem Moment, als ich endlich die erste Grillbürste aufs Band legen konnte, tönte es rechts und links gleichzeitig: „Sie können auch hier an die Kasse kommen“ Klar, jetzt wo ich eh an der Reihe bin. Ich hab also alles aufs Band geräumt und beobachtet wie die beiden Damen, die eben noch hinter mir standen, aber zur anderen Kasse gewechselt haben, mit den fertig gepackten Tüten den Laden verlassen. Mutti vor mir hat es passend. Glaubt sie. Mathe gehört nicht zu ihren Stärken. Die beiden „großen“ streiten sich, wer die, noch nicht bezahlten, Kaugummis aufreißen darf. Es kommt zu einer Rangelei, Mutti will schlichten, dreht sich, stößt gegen den Kinderwagen, die Windeln rutschen vom glitschigen Regenschutz und platschen recht laut auf den Boden. Die kleine Stinkbombe erschrickt sich und beginnt zu schreien.
Die einzelnen Kaugummistreifen liegen mittlerweile auf dem nassen Boden, neben und unter den Windeln.
Die beiden älteren Damen bestellen im Bistro um die Ecke wahrscheinlich gerade die zweite Tasse Kaffee.
Mutti hat es nicht passend und zahlt aber trotzdem klein. In kleinen Scheinen. In fünf Euro Scheinen.
Ich warte förmlich darauf, dass sie das Wechselgeld fallen lässt, aber plötzlich läuft alles wie am Schnürchen. Sie räumt auf, die Kinder sind still und meine Einkäufe werden gescannt. Ich packe alles wieder ins Einkaufskörbchen und zahle mit EC Karte. Pin eingeben, Quittung in Empfang nehmen und raus. Luft! Frische Luft! Ich gehe zügig über den Parkplatz zu meinem Auto um möglichst viel kühle Luft zwischen mich und die offene Winterjacke zu bekommen und stelle den Korb in den Kofferraum. Jetzt nur schnell weg hier.
Zuhause nehme ich den Einkaufskorb wieder aus dem Kofferraum. Den Korb! Den Rossmannkorb. Ich habe völlig vergessen, meinen Einkauf in meinen eigenen, mitgebrachten Einkaufsbeutel zu packen. Egal jetzt.
Endlich in der Wohnung angekommen und aus der Jacke raus. Bevor ich eine Pause machen kann, will ich die Einkäufe noch schnell wegräumen und sortiere die Grillrostreiniger dorthin, wo sie hingehören. Dorthin, wo die drei anderen, originalverpackten Grillrostreiniger vom letzen Jahr liegen.
Ich bringe das Körbchen übernächste Woche wieder zurück. Versprochen. Oder überübernächste Woche. Aber jetzt brauche ich erst mal eine Pause.

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Ein Podcast über Schnappschüsse aus dem Leben eines glücklichen, zufriedenen Normalos, der so seine Macken hat.

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